Screening als Trumpf?
Mit Zusatzangeboten von der Konkurrenz abheben
Optometrische Leistungen nehmen an Bedeutung im Alltag des Augenoptikers zu und damit auch Augenscreenings, die dank Künstlicher Intelligenz oft sogar ohne große Fachkenntnis durchgeführt werden könnten. Seit 2019 bietet auch Augenoptiker Michael Wachter aus Fulda im Rahmen eines kompletten Ladenumbaus, nebst Produkterweiterung, seinen Kunden die Gesundheitsvorsorge-Leistung an. Wir wollten wissen, wie er ihnen das neue Angebot schmackhaft macht und was er über die Zukunft des Themas Augengesundheit beim Augenoptiker denkt. Von Daniel Groß, FOCUS

FOCUS: Wie kamen Sie dazu, das KI-gestützte Screening in Ihrem Augenoptiker-Geschäft anzubieten? Und wie ist seitdem die Resonanz von Kunden und Mitarbeitern ausgefallen?
Wachter: Das ist eine längere Geschichte. (lacht) Ich bin immer auf der Suche nach Themen, um mein Geschäft aktuell, modern und für Kunden attraktiv zu halten. Wir wollen als kleiner Augenoptiker auch in ein paar Jahren weiter bestehen. Besonders fasziniert hat mich seit 2017/18 das Thema „Augenscreening“ – hier unterscheide ich mich allenfalls von manchen Berufskollegen. Ich sehe mich als Augenoptiker mit Stärken und Schwächen: Dennoch möchte ich meinen Kunden Screenings anbieten und dies ohne Diagnosen zu machen. Denn, darin habe ich keine Kompetenzen. Ich möchte und kann auch nicht die Rolle des Augenarztes übernehmen.
In einem WVAO-Vortrag habe ich erfahren, dass mit der Integration von RetinaLyze der Augenoptiker keine Befundung vornimmt: Diese Software prüft die Fundusbilder mittels künstlicher Intelligenz, gibt in einem Bericht eine schriftliche Rückmeldung und bei allfälligen Auffälligkeiten wird der Augenarzt beigezogen. Diese Vorgehensweise hat mir zugesagt.
Auf einer Messe, Anfang 2019, habe ich das System in Verbindung mit einer Funduskamera live erleben können und wusste sofort: Das ist es. Die Lösung ist in sich geschlossen, intuitiv zu bedienen und auch durch Mitarbeitende anwendbar. Nach einer positiven Testaufstellung hat das Team der Einführung freudig zugestimmt. Und das Wichtigste: Die Resonanz der Kunden war überwältigend. Sie waren froh, dass ihr Augenoptiker nun einen Augencheck anbietet, der allfällige Anzeichen auf eine AMD, DR oder ein Glaukom möglichst früh erkennt.
FOCUS: Erreichen Sie mit dem Augenscreening auch Kunden, die sonst nicht zum Augenoptiker gehen?
Wachter: Wir haben keine Werbung geschaltet da bislang alles über Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert. Häufig empfehlen Kunden ihren Familienmitgliedern den Augencheck. Diese wiederum sprechen mit weiteren Bekannten über unsere Dienstleistung. Zudem ist das Augenscreening sehr niedrigschwellig machbar, mit geringem Zeitaufwand verbunden und kostengünstig. Das zusätzliche Angebot wirkt sich positiv auf unser kleines Unternehmen aus: Wir werden anders wahrgenommen und gewinnen durch diesen Augencheck Kunden.
FOCUS: Wie hilft Ihnen das Screening für die Kundenbindung?
Wachter: Das ist einer der Hauptgründe, warum ich das Screening anbiete. Wir haben so ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen und heben uns vom Umfeld ab. Bei uns in der Straße finden Sie innerhalb von 200 Metern sechs Augenoptiker. Die Konkurrenz ist sehr groß. Ein automatisiertes oder KI-gestütztes Augenscreening bietet sonst keiner an. Persönlich hoffe ich, dass dies zumindest bei uns in der Gegend noch lange so bleibt. (lacht) Bei Anliegen rund ums Sehen möchte ich der erste Ansprechpartner für Kunden sein.






